15.07.2008

Der Klatschmohn








Eintrag: #041


Die Klatschmohnblume – oder grammatikalisch korrekt: der Klatschmohn – ist wohl die geschwätzigste Blume der Pflanzenwelt.

Du glaubst nicht, dass Pflanzen sprechen können? Hast du noch nie das Rauschen der Blätter im Wind gehört? Oder eine Rose mit ihrem Duft angelockt?

Hat dich noch nie eine aufgeblühte Dahlie zum Staunen gebracht? Hat es dir noch nie wehgetan, wenn du einen Ast oder eine Blüte abgebrochen und dann weggeworfen hast?

Pflanzen sprechen nicht mit Worten, sondern mit Gesten. Sie verneigen am Abend ihr Haupt, wenn sie müde sind.

Dafür beeilen sie sich am Morgen, den Morgentau abzuschütteln, um sich entfalten zu können und dir ihren Duft entgegenzublasen. Die Pflanze, die du im Vorbeigehen abreißt, weint, und das ist es, was du im Herzen verspürst.

Eine Nelke, die du abschnitten und in eine Vase gestellt hast, freut sich, weil sie dich erfreut.

Das ist ihre Sprache. Mit Farben und Düften sowie mit gesenktem oder erhobenem Haupt spricht sie mit dir. Du musst sie nur still beobachten, dann wirst du sie hören und verstehen, was sie dir mitteilt. Nur, wie gesagt, der Klatschmohn ist sehr geschwätzig. Er ist so eine richtige Klatschtante unter den Blumen. Darum hat er seinen Namen ja auch so bekommen.

Erzähle mir doch in einer E-Mail, was die Blumen dir so erzählen.


Don José


Titel Der Klatschmohn
Autor Theresia Bauer
Im Alter von 12
Jahr 1933
Land Österreich

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