Warum will man Türen zu machen? Ja weil es kalt ist draußen und bei offener Tür der Ofen das Haus nicht erwärmen kann.
Ja, weil der Wind sonst zu viel Staub herein bläst in die gute Stube.
Ja, weil sonst ein Dieb hereinkommen kann, und mir mein letztes Schuhzeug stehlen könnte.
Ja, weil ich alleine sein will und ungestört.
All dies sind Argumente um die Türe zu schließen. Aber was können verschlossene Türen noch bedeuten?
Vielleicht ist das Haus nicht bewohnt, oder der Besitzer ist kurz weg gegangen oder in der heutigen Zeit weg gefahren.
Es kann aber auch sein, dass wer im Haus ist mit Angst, und darum sein Haus verschlossen hat.
Ich glaube, dass die Angst der Schlüssel der verschlossenen Türen ist. Wieso haben Menschen Angst und vor wem? Menschen haben vor anderen Menschen Angst.
Andere Menschen könnten mich sehen, wie ich unrasiert bin oder mit einem schmutzigen Gewand eine Arbeit verrichte. Oder dass ich noch nicht das Geschirr von Mittag abgewaschen habe. Oder dass ich so wenig zum Kochen habe, weil ich mir kein Essen kaufen konnte. Vielleicht will man auch nicht gesehen werden, wenn man einen Schluck zu viel trinkt.
Die größte Angst, glaube ich die der Mensch hat, ist sich zu offenbaren, wie man wirklich ist. Wenn man krank ist, dass man sich beim Gehen stützen muss, dass man beim Lesen eine Brille braucht und vieles mehr will man nicht offenbaren.
Man versteckt sich lieber hinter verschlossenen Türen als sich mit zu teilen. Als zu sagen, ja ich bin älter geworden, oder obwohl ich fleißig bin reicht es nicht für Luxus, oder ja ich trinke ab und zu, weil ich den Problemen nicht mehr gewachsen bin oder weil ich die Einsamkeit nicht mehr aushalte.
Siehst du Türen, welche zu lange oder immer verschlossen sind, ist es beinahe sicher, dass dort wer wohnt, der einsam ist. Nicht einsam, weil die Türe verschlossen ist, sondern umgekehrt. Diese Person ist einsam im Herzen und verschließt sich daher noch mehr nach außen hin.
Kennst du solche Personen, bitte sie um Einlass und schenke ihnen eine Stunde deiner Zeit. Aber mit zuhören. Einsame Menschen haben viel zu erzählen. Von ihrer Welt. Höre ihnen nur zu. Erzähle ihnen nichts vom letzten Zugunglück oder von ihrem Urlaub am Meer.
So erlaubst du jenen sich zu öffnen und vielleicht ist nächstes Mal, wenn du im Stiegenhaus an der Tür vorbeigehst, gerade jene Tür das nächste Mal einen kleinen Spalt offen, was wohl einer Einladung entspräche. Nimm sie an und höre dir dasselbe noch einmal an. Einsame Menschen erzählen keine neuen Dinge.
Wenn dich wer bittet, die Türe zu schließen, bitte ihn, dass dies nicht für dich gilt.
Du möchtest gerne die Tür wieder offen sehen, wenn du wieder vorbeikommst.
Als mich meine Mutter das letzte Mal bat, die Türe zu schließen, war es das letzte Mal, dass ich sie sah.
Darum macht es mich jedes Mal traurig, wenn ich das Bild, welches sie selbst gezeichnet hat, sehe, oder wenn irgendwo so ein Schild an einer Tür hängt.
Hinter verschlossenen Türen sind einsame Menschen.
Klopfe an diesen verschlossenen Türen, vielleicht kannst du manche verschlossene Seele oder manches verschlossene Herz öffnen.
Dieses Bild ist das letzte der Serie „Kinderzeichnungen von damals“, Kinder Aquarelle/ damals 01,
das letzte und auch das traurigste.
Ich habe euch die Türen aufgemacht, um diesen kleinen Schatz, hoffentlich staunend, oder ein wenig erfreut, bewundern zu können. Er ist nicht verloren, nicht in der Zeit und nicht im Raum.
Meine Arbeit als Schatzhüter ist somit beendet und ich selbst werde euch bitten, wenn ihr alles gesehen habt.
„Bitte Türe zumachen“!
Don Jose
Titel | Türe zumachen |
Autor | Theresia Bauer |
Gezeichnet im Alter von | 12 Jahren |
Jahr | 1933 |
Land | Österreich |
In Kürze werde ich alle Bilder hoch laden mit einer besseren Auflösung und den Link bekannt geben.
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