26.10.2008

Die Erde geht auf









Eintrag: #054



Die Erde geht auf.  Immer, wenn du die Sonne oder den Mond aufgehen siehst, stehst du mit beiden Beinen fest auf der Erde.  Jetzt bist du plötzlich Astronaut geworden – und stehst wieder mit beiden Beinen auf dem Boden.

Aber diesmal auf dem Boden des Mondes.  Und auf einmal siehst du vor dir die Erde aufgehen. Langsam schiebt sie sich über den Mondhorizont, genau wie du es von der Morgensonne oder dem Abendmond kennst. 


Gefällt dir diese Vorstellung?  Je älter du wirst, desto besser wirst du verstehen, warum ein Himmelskörper vor deinen Augen „aufgehen“ kann. Ich verrate dir nur so viel: Viele Dinge am Himmel sind optische Täuschungen. Erst wenn du die Himmelsmechanik und die Physik begreifst, merkst du, dass immer der Körper, auf dem du gerade stehst, sich dreht – und zwar ganz schön schnell. 

Eigentlich bist du auf einer rasenden Bergabfahrt, geradewegs hinunter. Weil du deine neugierige Nase nach vorne streckst, siehst du mit jeder Minute mehr von der Sonne oder dem Mond.  Was wir „Aufgehen“ nennen, ist in Wahrheit ein Entgegenrollen, ein Rutschen, ein Laufen – ganz egal, was du gerade machst. In Wirklichkeit dreht sich die Erde unter dir weg. Aber das wollte ich dir eigentlich nicht sagen, sonst wird dir noch schwindlig. 

Nach genau vierundzwanzig Stunden ist die Rutschpartie wieder zu Ende. Dann kannst du aussteigen, schlafen gehen – oder gleich wieder einsteigen, denn der Reigen beginnt schon von vorne.  Dieses Bild hat übrigens der japanische Satellit gemacht, der gerade um den Mond kreist und dir von weitem zusieht, wie du jetzt in die Schule gehst.

Du gehst doch schon, oder schläfst du noch?  He, aufstehen! 

Don José


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