Eintrag: #054
Die Erde geht auf.
Immer, wenn du die Sonne oder den Mond aufgehen siehst, stehst du mit
beiden Beinen fest auf der Erde. Jetzt
bist du plötzlich Astronaut geworden – und stehst wieder mit beiden Beinen auf
dem Boden.
Aber diesmal auf dem Boden des Mondes. Und auf einmal siehst du vor dir die Erde
aufgehen. Langsam schiebt sie sich über den Mondhorizont, genau wie du es von
der Morgensonne oder dem Abendmond kennst.
Gefällt dir diese Vorstellung? Je älter du wirst, desto besser wirst du
verstehen, warum ein Himmelskörper vor deinen Augen „aufgehen“ kann. Ich
verrate dir nur so viel: Viele Dinge am Himmel sind optische Täuschungen. Erst
wenn du die Himmelsmechanik und die Physik begreifst, merkst du, dass immer der
Körper, auf dem du gerade stehst, sich dreht – und zwar ganz schön
schnell.
Eigentlich bist du auf einer rasenden Bergabfahrt,
geradewegs hinunter. Weil du deine neugierige Nase nach vorne streckst, siehst
du mit jeder Minute mehr von der Sonne oder dem Mond. Was wir „Aufgehen“ nennen, ist in Wahrheit
ein Entgegenrollen, ein Rutschen, ein Laufen – ganz egal, was du gerade machst.
In Wirklichkeit dreht sich die Erde unter dir weg. Aber das wollte ich dir
eigentlich nicht sagen, sonst wird dir noch schwindlig.
Nach genau vierundzwanzig Stunden ist die Rutschpartie
wieder zu Ende. Dann kannst du aussteigen, schlafen gehen – oder gleich wieder
einsteigen, denn der Reigen beginnt schon von vorne. Dieses Bild hat übrigens der japanische
Satellit gemacht, der gerade um den Mond kreist und dir von weitem zusieht, wie
du jetzt in die Schule gehst.
Du gehst doch schon, oder schläfst du noch? He, aufstehen!
Don José





























Vienna Time
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