Ich habe manches Mal ein Kleeblatt mit vier Blättern
gefunden. Da ich ja in meiner Jugend viel in den Wiesen und an den Waldsäumen
entlang gearbeitet habe, konnte ich immer wieder ein kleines zartes Kleeblatt,
mit diesen auffälligen vier Blättern finden. Ab und zu riss ich es heraus und trocknete
es in einem Buch.
Du weißt ja, wie das geht. Man faltet
ein Blatt von einer Zeitung, legt eine Blume, oder ein Blatt von einem Baum
dazwischen und gibt das in ein Buch, welches man sogar noch etwas beschweren
kann.
Nach einigen Monaten hast du das durch getrocknete und flach
gedrückte Blatt, oder die Blume zum Aufbewahren zur Verfügung. So getrocknet,
wird das in dreißig Jahren nicht mehr anders.
Du fragst mich, warum ich gerade dreißig Jahre angebe. Es
kann mehr sein, wenn keine Milben das Blatt durchlöchern.
Ich habe vor nicht langer Zeit, aber nach langer Zeit, so
ein getrocknetes Blatt einer Blume, in einem meiner Bücher gefunden. Die Freude
war groß.
Ich habe in einem meiner vielen Bücher eine Blume gefunden,
mit noch sichtbaren roten Blütenblättern, welche vor mehr als dreißig, beinahe
vierzig Jahren, in Österreich auf einer Wiese gewachsen ist und dort geblüht
hatte.
Diese Blume ist mir dort als Exemplar einer Pflanzenart
aufgefallen, welche ich zu Studien Zwecken gesucht und gesammelt hatte.
Wenn man viele Bücher hat, kann es schon passieren, dass man
diese Bücher lange Zeit nicht mehr durchblättert. Man sieht die Bücher im
Bücherschrank, freut sich daran, aber man liest neue, aktuelle Bücher.
Nur wenn man wiederum zu Forschungszwecken in alten
Berichten nach Informationen sucht, passiert es, dass man alte Eintrittskarten
ins Kino, die man damals vor dreißig Jahren zufällig als Lesezeichen ins Buch
hineinlegte, wiederfindet. Oder eben eine getrocknete Blume aus Österreich,
welche für mich ja viel wertvoller ist, als für euch, die ihr ja diese Blumen
jeden Tag seht.
Ich habe mit dieser getrockneten Blume ein Stück Heimat,
fern von meiner Heimat, gefunden.
Was hat das mit dem Klee zu tun?
Das Glück mit dem Auffinden eines vierblättrigen Kleeblattes,
kommt nicht danach, wie man immer wieder irrtümlich sagt. Das Glück, oder die
Freude am Anblick einer schönen, oder seltenen Pflanze, kommt nicht nachher,
sondern der Moment des Beobachtens ist der wertvolle, der schöne Moment. Freut
euch an den Momenten des Entdeckens, des Beobachtens, so ist das Glück in euch,
jetzt, und ihr braucht nicht darauf zu warten.
Don José
Titel | Das vierblättrige Kleeblatt |
Autor | Theresia Bauer |
Im Alter von | 11 Jahren |
Jahr | 2.Mai 1932 |
Land | Österreich |
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