Jetzt erzähle ich dir wie angeblich diese Kunst der
Stickerei in Paraguay entstanden ist.
Vorher übersetze ich dir noch, was das Wort “ Ñanduti“
auf deutsch heißt.
Es soll so viel wie ein Spinnennetz heißen.
Wenn du genau hinsiehst, hat es ja wirklich Kreisformen
in jedem Muster.
Wie immer gibt es Entstehungsgeschichten oder Märchen
oder Sagen. Genauso verhält es sich mit dem Ñanduti.
Da war einmal vor vielen Jahrhunderten ein cacique, ein
Indianer Führer in Paraguay. Jung war er, der Stärkste und Geschickteste. Darum
ist er auch gewählt worden zu ihrem Führer. Viele Ältere mussten vor seiner
Stärke und seiner Weisheit zurückweichen und ihm seinen Platz als Anführer
zugestehen.
Viele gute Eigenschaften, meint man, hatte dieser
Jüngling im Dschungel, im Urwald von Paraguay, im Herzen von Südamerika.
Doch er hatte nicht nur Tugenden, sondern auch Fehler im
Sozialverhalten. Er wollte alles haben, was ihm gefiel und das wie du weißt,
ist nicht möglich.
Ja, seine Heimat war im Herzen dieses großen, beinahe unendlichen
Kontinents. Früchte und Tiere hatte er im Überfluss.
Aber in seinem Herz waren eine Leere und ein Gefühl,
welches er vorher nie gekannt hatte. In seinem Dorf lebte eine muchacha, ein
Mädchen, welches ihm so sehr gefiel, dass er Tag und Nacht an sie dachte. Ja,
er hat sich in diese muchacha verliebt. Richtig verliebt und daher wollte er
sie zu seiner Frau machen. Die muchacha, als sie von ihm gebeten wurde, mit ihm
zu gehen und als seine Frau mit ihm das Leben zu verbringen, dachte sie eine
Weile nach und stellte ihm eine Forderung. Kann er sie erfüllen, würde sie
einfügen in seinen Willen.
Das Mädchen wollte von ihm etwas Besonderes. Etwas, was
noch keine andere muchachita, das ist ein kleines Mädchen, jemals erhalten
hatte, als Geschenk.
Niemals zuvor musste er etwas geben, wenn er etwas wollte
und jetzt um das zu bekommen, was er am meisten liebte, musste er dafür etwas
schenken. Noch dazu etwas Besonderes.
So traurig wie er war, hatte er doch Angst, niemals etwas
Schönes zu finden oder machen zu können, ging er alleine in den tiefen Urwald.
Einige Tage ging er so und streifte durch unbekanntes
Gebiet, da sah er in einer Lichtung einen kleinen Kobold der aus
Sonnenstrahlen, die sich durch die Blättervielfalt einen Weg auf den Boden des
Waldes suchten, etwas eigenartiges tat. Er nahm die Sonnenstrahlen und wickelte
sie unglaublich schnell in vielen Mustern immer im Kreis um ein Zentrum herum.
So entstand ein wunderbares Geflecht aus Sonnenstrahlen. Diese Arbeit ermüdete
den Zwerg und er legte sich in die Nähe eines großen Baumes unter einen Farn,
der ihm Schatten spendete.
Jetzt schlich sich der cacique heran und nahm vorsichtig
das Netz. Kaum hatte er es in seine Hand lief er davon. Er lachte, denn er
glaubte jetzt hatte er das beste Geschenk gefunden, um seine muchacha zu
beglücken. Doch als er sich umdrehte, sah er, dass sich das Netz in einen
langen Faden auflöste, der ihm zuletzt auch noch entglitt.
Wie kann es anders sein, jetzt fing er zu weinen an und
kniete sich nieder und flehte die Götter an, die er verehrte und auch
fürchtete, wie den Gott des Donners und des Blitzes.
Er flehte sie an, dass sie ihm verzeihen, er wollte nie
wieder etwas nehmen, was nicht ihm gehört, wenn sie ihn nur etwas finden
lassen, was er nehmen darf und was auch seiner muchacha gefällt.
In diesem Moment kam seine alte Mutter, welche ihn schon
suchte. Sie war eine alte Indianerin. Sie war genauso weise, oder noch vielmehr
als ihr Sohn und fragte ihn nach seinem Schmerz. Er erzählte ihr von der
muchacha, die er so verehrte. Von ihrem Wunsch und als er endlich etwas
gefunden hatte, löste es sich in Nichts auf. Da fing die alte Frau an, sich
einige silberne Haare aus zu zupfen. Sie nahm die silbernen Fäden und
verknüpfte sie so schnell wie der Zwerg und in immer größeren Kreisen, die sich
um kleine Kreise drehten, entstanden wunderbare Formen.
Als es fertig war, fielen die letzten Sonnenstrahlen
dieses Tages darauf und verfärbten es in allen herrlichen Farben des
Regenbogens.
Mit diesem Geschenk und seiner Mutter an seiner Seite,
die nur still vor sich hin lächelte, aber nicht das Geheimnis ihrer Kunst preisgab,
kam er in sein Dorf zurück. Er ließ sofort nach dem Mädchen rufen und als sie
kam, überreichte er ihr sein Geschenk. Vor Freude weinend nahm die muchacha dieses
Geschenk an und gab ihm ihr Ja-Wort.
Später lernte die Mutter des Führers ihr das Geheimnis
des Sticken, aber dieses mal mit weniger Eile und mit Fäden, die sie aus
Baumwolle zogen.
So entstand die Kunst des Sticken, die Kunst des Ñanduti,
EL arte de Ñanduti.
Don José
Wallpaper Sol de Ñanduti 1024x768
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