04.01.2009

Sol de Ñanduti




Jetzt erzähle ich dir wie angeblich diese Kunst der Stickerei in Paraguay entstanden ist.
Vorher übersetze ich dir noch, was das Wort “ Ñanduti“ auf deutsch heißt.
Es soll so viel wie ein Spinnennetz heißen.
Wenn du genau hinsiehst, hat es ja wirklich Kreisformen in jedem Muster.
Wie immer gibt es Entstehungsgeschichten oder Märchen oder Sagen. Genauso verhält es sich mit dem Ñanduti.
Da war einmal vor vielen Jahrhunderten ein cacique, ein Indianer Führer in Paraguay. Jung war er, der Stärkste und Geschickteste. Darum ist er auch gewählt worden zu ihrem Führer. Viele Ältere mussten vor seiner Stärke und seiner Weisheit zurückweichen und ihm seinen Platz als Anführer zugestehen.
Viele gute Eigenschaften, meint man, hatte dieser Jüngling im Dschungel, im Urwald von Paraguay, im Herzen von Südamerika.
Doch er hatte nicht nur Tugenden, sondern auch Fehler im Sozialverhalten. Er wollte alles haben, was ihm gefiel und das wie du weißt, ist nicht möglich.
Ja, seine Heimat war im Herzen dieses großen, beinahe unendlichen Kontinents. Früchte und Tiere hatte er im Überfluss.
Aber in seinem Herz waren eine Leere und ein Gefühl, welches er vorher nie gekannt hatte. In seinem Dorf lebte eine muchacha, ein Mädchen, welches ihm so sehr gefiel, dass er Tag und Nacht an sie dachte. Ja, er hat sich in diese muchacha verliebt. Richtig verliebt und daher wollte er sie zu seiner Frau machen. Die muchacha, als sie von ihm gebeten wurde, mit ihm zu gehen und als seine Frau mit ihm das Leben zu verbringen, dachte sie eine Weile nach und stellte ihm eine Forderung. Kann er sie erfüllen, würde sie einfügen in seinen Willen.
Das Mädchen wollte von ihm etwas Besonderes. Etwas, was noch keine andere muchachita, das ist ein kleines Mädchen, jemals erhalten hatte, als Geschenk.
Niemals zuvor musste er etwas geben, wenn er etwas wollte und jetzt um das zu bekommen, was er am meisten liebte, musste er dafür etwas schenken. Noch dazu etwas Besonderes.
So traurig wie er war, hatte er doch Angst, niemals etwas Schönes zu finden oder machen zu können, ging er alleine in den tiefen Urwald.
Einige Tage ging er so und streifte durch unbekanntes Gebiet, da sah er in einer Lichtung einen kleinen Kobold der aus Sonnenstrahlen, die sich durch die Blättervielfalt einen Weg auf den Boden des Waldes suchten, etwas eigenartiges tat. Er nahm die Sonnenstrahlen und wickelte sie unglaublich schnell in vielen Mustern immer im Kreis um ein Zentrum herum. So entstand ein wunderbares Geflecht aus Sonnenstrahlen. Diese Arbeit ermüdete den Zwerg und er legte sich in die Nähe eines großen Baumes unter einen Farn, der ihm Schatten spendete.
Jetzt schlich sich der cacique heran und nahm vorsichtig das Netz. Kaum hatte er es in seine Hand lief er davon. Er lachte, denn er glaubte jetzt hatte er das beste Geschenk gefunden, um seine muchacha zu beglücken. Doch als er sich umdrehte, sah er, dass sich das Netz in einen langen Faden auflöste, der ihm zuletzt auch noch entglitt.
Wie kann es anders sein, jetzt fing er zu weinen an und kniete sich nieder und flehte die Götter an, die er verehrte und auch fürchtete, wie den Gott des Donners und des Blitzes.
Er flehte sie an, dass sie ihm verzeihen, er wollte nie wieder etwas nehmen, was nicht ihm gehört, wenn sie ihn nur etwas finden lassen, was er nehmen darf und was auch seiner muchacha gefällt.
In diesem Moment kam seine alte Mutter, welche ihn schon suchte. Sie war eine alte Indianerin. Sie war genauso weise, oder noch vielmehr als ihr Sohn und fragte ihn nach seinem Schmerz. Er erzählte ihr von der muchacha, die er so verehrte. Von ihrem Wunsch und als er endlich etwas gefunden hatte, löste es sich in Nichts auf. Da fing die alte Frau an, sich einige silberne Haare aus zu zupfen. Sie nahm die silbernen Fäden und verknüpfte sie so schnell wie der Zwerg und in immer größeren Kreisen, die sich um kleine Kreise drehten, entstanden wunderbare Formen.
Als es fertig war, fielen die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages darauf und verfärbten es in allen herrlichen Farben des Regenbogens.
Mit diesem Geschenk und seiner Mutter an seiner Seite, die nur still vor sich hin lächelte, aber nicht das Geheimnis ihrer Kunst preisgab, kam er in sein Dorf zurück. Er ließ sofort nach dem Mädchen rufen und als sie kam, überreichte er ihr sein Geschenk. Vor Freude weinend nahm die muchacha dieses Geschenk an und gab ihm ihr Ja-Wort.
Später lernte die Mutter des Führers ihr das Geheimnis des Sticken, aber dieses mal mit weniger Eile und mit Fäden, die sie aus Baumwolle zogen.
So entstand die Kunst des Sticken, die Kunst des Ñanduti, EL arte de Ñanduti.
Don José


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