15.01.2012

Costa concordia, in Eintracht mit der Küste




Eintrag: #109


Concordia heißt soviel wie in Eintracht, oder in Einigkeit sein mit etwas, oder mit irgendwem.  Die Einigkeit kann man spüren mit etwas, was einem nahe oder vertraut ist. Dieses Etwas kann ein Ort sein, oder ein ausgesprochener Gedanke, wie etwa ein Gebet in einer Gruppe von religiösen Menschen.

Einheit kann man erzielen in gemeinsamen Zielen, welche man anstrebet und daher gemeinsam erreichen will.

Zufriedenheit, also Frieden, sucht man an Orten, die Geborgenheit erwarten lassen.

Beruhigung und Entspannung bekommt man von etwas, was stärker ist als du, aber allem Anschein nach dir gut gesinnt ist und man Einigkeit mit diesem kraftvollen Etwas fühlt. 

Was ist stärker als Du, als ich, als wir Menschen?

Was fürchten wir und mit was wollen wir lieber einig, in Eintracht sein?

In erster Linie wollen wir Menschen seit Anbeginn unseres Daseins als Menschheit, als denkendes und sich seiner Gefühle bewusstes Wesen, in Frieden mit den Elementen sein.

Der Friede mit den Göttern kam erst ein wenig später, erst als religiöse Gefühle unser Denken und Handeln beeinflussten.


Die Naturgewalten machten uns Angst.


Die Naturgewalten machten uns Angst.

Die Angst vor den Göttern und in neuerer Zeit vor unserem einzigen Gott kam erst, als wir die Elemente mit verschiedenen Göttern zu identifizieren versuchten.

Heute wollen wir mit dem Herrgott und den Regeln der Kirche, mit den Regeln unseres Glaubens im Einklang sein. Darum bitten wir immer wieder den Herrgott und je nach Glauben die Jungfrau Maria um Concordia, um Einheit mit uns, um Frieden mit uns.  Wir sind ja die Schwachen, darum sind wir es, die darum bitten. Sehr oft spüren wir dann, dass uns diese Eintracht, diese Concordia gewährt wurde.

Manche bitten im Gebet darum, andere sprechen ihre Hoffnung aus und andere vertrauen einfach, dass uns ständig der Frieden mit dieser uns weit überlegenen, göttlichen Kraft begleitet.

Doch es muss nicht immer unseren Wünschen entsprechen.

Das Sprichwort:

„Der Mensch denkt

und Gott lenkt“

wird nie seinen Wert verlieren.  


Um den Gewalten der Elemente zu entkommen, wurde in erster Linie ein weiter Bogen um diese gemacht, soweit sie sich nicht plötzlich in unseren Weg stellten.

Hohe Gebirge mit der eisigen Kälte wurden lange von den Menschen gemieden. Tiefe Flüsse waren unüberbrückbar. Das andere Ufer meist unerreichbar. Daher sind auch heute noch die größeren Flüsse natürliche Landesgrenzen. Viele Staaten und Länder haben oft Hunderte oder Tausende Kilometer lange Grenzen entlang eines Flusses, weil es einfach unmöglich war, das eigene Territorio, das eigene Gebiet, zu vergrößern. Es war früher einfach unmöglich, diese starken Elemente zu überwinden.

Erst als die Römer den Brückenbau mit den großen Steinbögen erfanden oder bewusst diese Arcos, diese Bögen zum Bau von Flüssen überspannenden Brücken verwendeten, konnten sie ihr Imperium, ihr Reich ständig erweitern.  Das Element Feuer war ebenfalls gefürchtet, obwohl man annimmt, dass es schon sehr lange bewusst und gezielt zum Kochen und zur Urbanisierung von Land und auch vom Fernhalten wilder Tiere von den Siedlungen verwendet wurde.

Blitz und Donner haben eh und je Angst und Schrecken verursacht. Noch vor gar nicht langer Zeit war diese Naturgewalt verschiedenen zornigen Göttern zugeordnet.  Ja, und dann ist das Element Wasser in seiner ungeheuerlichen Ansammlung in den verschiedenen Meeren.

Keiner wusste, wie weit diese Meere reichten und wer sie bewohnte.

Eines war klar: Für den Menschen war dieses Element nicht gedacht. Ungeheuer jeglicher Art und fürchterliche, hungrige, zornige und hinterlistige Götter waren die Herrscher dieser Welten.  Wir wären nicht das, was wir heute sind – eine Menschheit mit Millionen mutigen und ewig neugierigen Individuen, die sich vor nichts fürchteten oder einfach diese Furcht mit Gottesglauben überwanden.

Viele versuchten in Einheit mit den Elementen und im Einklang mit dem Glauben an einen die Menschen liebenden Gott, die Welt zu erforschen.

Den Rest der Geschichte, die letzten tausend oder zweitausend Jahre, kennen wir alle ungefähr gleich gut aus der Schule, aus interessanten Büchern. Die Erforschung der Weltmeere, die Erkenntnis, dass die Welt rund ist und nicht flach, dass kein Schiff am Ende des Horizonts hinunterfällt – all dies wurde langsam klar. Technische Messgeräte zur Bestimmung der Zeit, des Ortes, wo man sich befindet, und die Benennung der Fixsterne wurden erfunden und damit war eine bessere Orientierung auf hoher See möglich. 

Der Mensch machte sich das Meer zu seinem Freund, wenn er auch niemals die Herrschaft darüber erlangte. Immer und immer wieder zeigte das launische Meer, dass es keinen Herrscher anerkennt und sich niemals der Menschheit unterwerfen wird.  


Auf diesem Foto sieht man das zerrissene Blech vom Rumpf und einen riesigen Felsen, der beim Aufprall im Rumpf stecken blieb.  Im Gebet, mit Glauben und Mut wurde das Meer und die Flüsse befahren, um die Grenzen zu überwinden und neue Reichtümer zu finden. Zu dem Reichtum gehörte aber auch der Fischbestand, welcher bis heute unzähligen Menschen zur Nahrung dient.

Der Fisch diente direkt als Nahrung, oder ein Verdienst, den man mit Produkten aus dem Meer oder mit Diensten wie dem Transport von Waren oder Menschen erzielte, war Anreiz, das Meer immer öfter zu befahren.  Wie alles in unserer Welt ist immer der Krieg oder der Wohlstand ein Antrieb der Forschung. Alles muss schneller, stärker und schöner werden. So wie die Kriegsschiffe undenkliche Ausmaße annehmen, so sind die Transportschiffe schier unendlich groß geworden. Öltanker transportieren Millionen Liter Öl von einem Kontinent zum anderen. Containerschiffe transportieren Tausende Container in einem Schiff durch die Meere.

Natürlich müssen da auch Schiffe gebaut werden, welche Menschen transportieren. Der Transport dieser Menschen ist aber heute nicht mehr nötig, um von einem Kontinent zum anderen zu gelangen. Dies machen heute die Flugzeuge schneller.

Der Transport von Personen auf Schiffen dient heute beinahe ausnahmsweise zum Vergnügen. Es bedarf keines Mutes oder tiefen Glaubens mehr, um sich auf ein Schiff zu begeben. Nein, man macht eine Reise auf dem Schiff zum Vergnügen.  Zum Vergnügen gehört heute Luxus. Das heißt, man will gut essen, gut schlafen und vor allem gut gelaunt ein paar Tage auf dem Meer verbringen.

In der Nacht wird getanzt und getrunken. Am Tag, noch müde, wird in den Schwimmbecken oben auf dem Deck herumgeplanscht, oder man bräunt sich in den Liegestühlen und genießt die Aussicht oder die Ansicht der Küstenstädte, welche den Anschein erwecken, als würden sie langsam an dir vorbeiziehen, obwohl das Schiff es ist, welches vorbeizieht.  Ja, und jeder Kapitän und jeder Matrose hat Freunde in den Häfen, und die will man grüßen und sich, wenn man schon nicht an Land gehen kann, zumindest doch auf sich aufmerksam machen.

Das wird nun vermutet, dass genau dieser Stolz, sich vor den Freunden zur Schau zu stellen, ein Unglück herbeigeführt hat.  Das Unglück ist, obwohl um jeden Toten getrauert werden muss, nicht in die Dimension der Titanic geraten, wenn auch die Ähnlichkeit und die Anzahl der Personen auf dem Schiff der Costa Concordia mit denen der Titanic vergleichbar ist.

Mehr will ich dazu nicht sagen, das ist nicht der Sinn meines Berichtes, Schuld zu suchen.

Es wird nur vermutet – und das Ergebnis sieht man ja –, dass sich das Schiff zu nahe an die Küste heranwagte. Ob es aus falschem Stolz zu nahe herankam, werden wir vielleicht niemals wissen.  Costa Concordia heißt „in Eintracht mit der Küste“.

Das ist das Schiff nun. Einig mit der Küste.  Meine letzte Frage ist: Hätte man nicht das Schiff anders nennen sollen?

Ich gebe zwei Beispiele, welche mir eigentlich mehr Sinn ergeben: 

Mar Concordia – in Eintracht mit dem Meer.

Dios Concordia – in Eintracht mit Gott. 

Que en paz descansen las víctimas de esta tragedia.

Mis condolencias a las familias afectadas. 

Ruhen in Frieden die Seelen der Verunglückten.

Mein Beileid den Familien der Verunglückten. 

Euer Don José

Kredit: El Pais

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