Eintrag: #109
Concordia heißt soviel wie in Eintracht, oder in Einigkeit
sein mit etwas, oder mit irgendwem. Die
Einigkeit kann man spüren mit etwas, was einem nahe oder vertraut ist. Dieses
Etwas kann ein Ort sein, oder ein ausgesprochener Gedanke, wie etwa ein Gebet
in einer Gruppe von religiösen Menschen.
Einheit kann man erzielen in gemeinsamen Zielen, welche man
anstrebet und daher gemeinsam erreichen will.
Zufriedenheit, also Frieden, sucht man an Orten, die
Geborgenheit erwarten lassen.
Beruhigung und Entspannung bekommt man von etwas, was
stärker ist als du, aber allem Anschein nach dir gut gesinnt ist und man
Einigkeit mit diesem kraftvollen Etwas fühlt.
Was ist stärker als Du, als ich, als wir Menschen?
Was fürchten wir und mit was wollen wir lieber einig, in
Eintracht sein?
In erster Linie wollen wir Menschen seit Anbeginn unseres
Daseins als Menschheit, als denkendes und sich seiner Gefühle bewusstes Wesen,
in Frieden mit den Elementen sein.
Der Friede mit den Göttern kam erst ein wenig später, erst
als religiöse Gefühle unser Denken und Handeln beeinflussten.
Die Angst vor den Göttern und in neuerer Zeit vor unserem
einzigen Gott kam erst, als wir die Elemente mit verschiedenen Göttern zu
identifizieren versuchten.
Heute wollen wir mit dem Herrgott und den Regeln der Kirche,
mit den Regeln unseres Glaubens im Einklang sein. Darum bitten wir immer wieder
den Herrgott und je nach Glauben die Jungfrau Maria um Concordia, um Einheit
mit uns, um Frieden mit uns. Wir sind ja
die Schwachen, darum sind wir es, die darum bitten. Sehr oft spüren wir dann,
dass uns diese Eintracht, diese Concordia gewährt wurde.
Manche bitten im Gebet darum, andere sprechen ihre Hoffnung
aus und andere vertrauen einfach, dass uns ständig der Frieden mit dieser uns
weit überlegenen, göttlichen Kraft begleitet.
Doch es muss nicht immer unseren Wünschen entsprechen.
Das Sprichwort:
„Der Mensch denkt
und Gott lenkt“
wird nie seinen Wert verlieren.
Um den Gewalten der Elemente zu entkommen, wurde in erster
Linie ein weiter Bogen um diese gemacht, soweit sie sich nicht plötzlich in
unseren Weg stellten.
Hohe Gebirge mit der eisigen Kälte wurden lange von den
Menschen gemieden. Tiefe Flüsse waren unüberbrückbar. Das andere Ufer meist
unerreichbar. Daher sind auch heute noch die größeren Flüsse natürliche
Landesgrenzen. Viele Staaten und Länder haben oft Hunderte oder Tausende
Kilometer lange Grenzen entlang eines Flusses, weil es einfach unmöglich war,
das eigene Territorio, das eigene Gebiet, zu vergrößern. Es war früher einfach
unmöglich, diese starken Elemente zu überwinden.
Erst als die Römer den Brückenbau mit den großen Steinbögen
erfanden oder bewusst diese Arcos, diese Bögen zum Bau von Flüssen
überspannenden Brücken verwendeten, konnten sie ihr Imperium, ihr Reich ständig
erweitern. Das Element Feuer war
ebenfalls gefürchtet, obwohl man annimmt, dass es schon sehr lange bewusst und
gezielt zum Kochen und zur Urbanisierung von Land und auch vom Fernhalten
wilder Tiere von den Siedlungen verwendet wurde.
Blitz und Donner haben eh und je Angst und Schrecken
verursacht. Noch vor gar nicht langer Zeit war diese Naturgewalt verschiedenen
zornigen Göttern zugeordnet. Ja, und
dann ist das Element Wasser in seiner ungeheuerlichen Ansammlung in den
verschiedenen Meeren.
Keiner wusste, wie weit diese Meere reichten und wer sie
bewohnte.
Eines war klar: Für den Menschen war dieses Element nicht
gedacht. Ungeheuer jeglicher Art und fürchterliche, hungrige, zornige und
hinterlistige Götter waren die Herrscher dieser Welten. Wir wären nicht das, was wir heute sind –
eine Menschheit mit Millionen mutigen und ewig neugierigen Individuen, die sich
vor nichts fürchteten oder einfach diese Furcht mit Gottesglauben überwanden.
Viele versuchten in Einheit mit den Elementen und im
Einklang mit dem Glauben an einen die Menschen liebenden Gott, die Welt zu
erforschen.
Den Rest der Geschichte, die letzten tausend oder
zweitausend Jahre, kennen wir alle ungefähr gleich gut aus der Schule, aus
interessanten Büchern. Die Erforschung der Weltmeere, die Erkenntnis, dass die
Welt rund ist und nicht flach, dass kein Schiff am Ende des Horizonts
hinunterfällt – all dies wurde langsam klar. Technische Messgeräte zur
Bestimmung der Zeit, des Ortes, wo man sich befindet, und die Benennung der
Fixsterne wurden erfunden und damit war eine bessere Orientierung auf hoher See
möglich.
Der Mensch machte sich das Meer zu seinem Freund, wenn er
auch niemals die Herrschaft darüber erlangte. Immer und immer wieder zeigte das
launische Meer, dass es keinen Herrscher anerkennt und sich niemals der
Menschheit unterwerfen wird.
Auf diesem Foto sieht man das zerrissene Blech vom Rumpf und
einen riesigen Felsen, der beim Aufprall im Rumpf stecken blieb. Im Gebet, mit Glauben und Mut wurde das Meer
und die Flüsse befahren, um die Grenzen zu überwinden und neue Reichtümer zu
finden. Zu dem Reichtum gehörte aber auch der Fischbestand, welcher bis heute
unzähligen Menschen zur Nahrung dient.
Der Fisch diente direkt als Nahrung, oder ein Verdienst, den
man mit Produkten aus dem Meer oder mit Diensten wie dem Transport von Waren
oder Menschen erzielte, war Anreiz, das Meer immer öfter zu befahren. Wie alles in unserer Welt ist immer der Krieg
oder der Wohlstand ein Antrieb der Forschung. Alles muss schneller, stärker und
schöner werden. So wie die Kriegsschiffe undenkliche Ausmaße annehmen, so sind
die Transportschiffe schier unendlich groß geworden. Öltanker transportieren
Millionen Liter Öl von einem Kontinent zum anderen. Containerschiffe
transportieren Tausende Container in einem Schiff durch die Meere.
Natürlich müssen da auch Schiffe gebaut werden, welche
Menschen transportieren. Der Transport dieser Menschen ist aber heute nicht
mehr nötig, um von einem Kontinent zum anderen zu gelangen. Dies machen heute
die Flugzeuge schneller.
Der Transport von Personen auf Schiffen dient heute beinahe
ausnahmsweise zum Vergnügen. Es bedarf keines Mutes oder tiefen Glaubens mehr,
um sich auf ein Schiff zu begeben. Nein, man macht eine Reise auf dem Schiff
zum Vergnügen. Zum Vergnügen gehört
heute Luxus. Das heißt, man will gut essen, gut schlafen und vor allem gut
gelaunt ein paar Tage auf dem Meer verbringen.
In der Nacht wird getanzt und getrunken. Am Tag, noch müde,
wird in den Schwimmbecken oben auf dem Deck herumgeplanscht, oder man bräunt
sich in den Liegestühlen und genießt die Aussicht oder die Ansicht der
Küstenstädte, welche den Anschein erwecken, als würden sie langsam an dir
vorbeiziehen, obwohl das Schiff es ist, welches vorbeizieht. Ja, und jeder Kapitän und jeder Matrose hat
Freunde in den Häfen, und die will man grüßen und sich, wenn man schon nicht an
Land gehen kann, zumindest doch auf sich aufmerksam machen.
Das wird nun vermutet, dass genau dieser Stolz, sich vor den
Freunden zur Schau zu stellen, ein Unglück herbeigeführt hat. Das Unglück ist, obwohl um jeden Toten
getrauert werden muss, nicht in die Dimension der Titanic geraten, wenn auch
die Ähnlichkeit und die Anzahl der Personen auf dem Schiff der Costa Concordia
mit denen der Titanic vergleichbar ist.
Mehr will ich dazu nicht sagen, das ist nicht der Sinn
meines Berichtes, Schuld zu suchen.
Es wird nur vermutet – und das Ergebnis sieht man ja –, dass
sich das Schiff zu nahe an die Küste heranwagte. Ob es aus falschem Stolz zu
nahe herankam, werden wir vielleicht niemals wissen. Costa Concordia heißt „in Eintracht mit der
Küste“.
Das ist das Schiff nun. Einig mit der Küste. Meine letzte Frage ist: Hätte man nicht das
Schiff anders nennen sollen?
Ich gebe zwei Beispiele, welche mir eigentlich mehr Sinn
ergeben:
Mar Concordia – in Eintracht mit dem Meer.
Dios Concordia – in Eintracht mit Gott.
Que en paz
descansen las víctimas de esta tragedia.
Mis condolencias
a las familias afectadas.
Ruhen in Frieden die Seelen der Verunglückten.
Mein Beileid den Familien der Verunglückten.
Euer Don José

































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