Eintrag: #071
Der Jäger ist nicht – wie viele glauben – ein Mann, der wild
drauflosschießt, sobald sich etwas bewegt.
Der Jäger ist in erster Linie ein genauer Beobachter. Er
kennt jeden Habicht, jeden Adler im Gebirge, jedes Reh im Revier, jeden Hirsch.
Hasen kann er nicht einzeln kennen, aber er sieht sofort, ob es mehr oder
weniger sind als im Vorjahr.
Diese Beobachtungen meldet er dem Jagdverband, der sie an
den Jagdausschuss weiterleitet. Dort wird berechnet, wie viele Tiere pro Hektar
(das sind 10.000 Quadratmeter) gesund leben können, ohne dass Wald oder Wiese
Schaden nehmen.
Ich selbst habe jahrelang in so einem Ausschuss
mitgearbeitet und weiß: Bevor eine einzige Abschusszahl festgelegt wird, gibt
es lange Diskussionen.
Die Jäger bezahlen hohe Pacht für Wald und Wiesen – dieses
Geld sollen sie durch den Verkauf des Wildbrets wieder hereinbekommen.
Gleichzeitig wollen die Waldbesitzer möglichst wenige Rehe,
weil die jungen Bäume sonst verbissen werden.
Und dann gibt es noch die Tierfreunde, die am liebsten
Tausende Rehe sehen möchten. Der
Jagdausschuss sucht jedes Jahr den goldenen Mittelweg – denn es gibt für alles
ein Zuviel und ein Zuwenig.
Der Jäger ist also derjenige, der das Gleichgewicht hält.
Auf seinen langen Wegen durch Wald und Flur begleitet ihn meist ein gut
abgerichteter Hund. Es sind verantwortungsvolle Menschen, denen es oft
schwerfällt, ein Tier zu erlegen, das sie vielleicht jahrelang beobachtet und
fast schon „kennen“. Aber bevor alte oder kranke Tiere langsam verenden oder
den Jungen keinen Platz lassen, sorgt er für Ordnung in der Natur.
Euer Don José,
der einst einem Jäger Einhalt gebot und selbst nie Jäger
wurde,
aber mit Freude Fischerjunge war – und in der Jugendzeit ein
kleiner Petrus-Jünger.
Leider ist aus dem Fischerjungen kein richtiger Fischermann
geworden…
Don José
| Titel | Der Jäger |
| Autor | Theresia Bauer |
| Gezeichnet im Alter von | 11 Jahren |
| Jahr | 1932 |
| Land | Österreich |





























Vienna Time
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