09.12.2008

Der Bauernhof

 





Eintrag: #059

Weißt du, was mir – neben vielen anderen Dingen – an den alten Bauernhöfen so gut gefällt?  Die kleinen Fenster: Kein Regen, kein Wind und auch kein Dieb kommen da hinein. Ein Dieb (hoffentlich kommt nie einer) würde ohnehin durch das große Tor spazieren – aber dafür ist es ja auch nicht gedacht. 

Im Gegensatz zu den winzigen Fenstern haben Bauernhöfe riesige Tore. Die sind nicht so eng wie ein Nadelöhr – nein, da käme locker ein Kamel durch! Sie müssen so groß sein, weil die hochbeladenen Heu- und Strohwagen hineinfahren sollen. 

Ein Bauernhof war früher vor allem ein riesiger Lagerschuppen. Von November bis April wächst nichts draußen – kein Gras, kein Getreide. Deshalb müssen die Bauern für die langen Wintermonate gewaltige Vorräte anlegen, damit die Tiere, die oft im selben Gebäude wohnen, nicht hungern. 

Bauern sind vorsorgliche Menschen. Man nennt sie manchmal „konservativ“ – das heißt nicht, dass sie altmodische Kleidung tragen, sondern dass sie vorsichtig sind und sich nicht von kurzlebigen Moden oder verlockenden Kaufangeboten verführen lassen. Ein Bauer weiß: Es kann jederzeit schwieriger werden. Deshalb hält er Vorräte bereit, repariert alles, statt es wegzuwerfen, und pflegt sorgfältig seine Tiere, Maschinen, die Landschaft und die Traditionen. 

Städter geben oft Geld aus, das sie noch gar nicht haben – sie borgen es sich. So ist vieles in der modernen Welt entstanden. Der Bauer macht das anders.  Ein Bauernhof strahlt Geborgenheit aus. Kein Unwetter und keine noch so schnelle Zeit kann ihm das nehmen. 

Don José



Titel Der Bauernhof
Autor Theresia Bauer
Im Alter von 12 jahren
Jahr 10-03-1933
Land Österreich

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