Eintrag: #059
Weißt du, was mir – neben vielen anderen Dingen – an den
alten Bauernhöfen so gut gefällt? Die
kleinen Fenster: Kein Regen, kein Wind und auch kein Dieb kommen da hinein. Ein
Dieb (hoffentlich kommt nie einer) würde ohnehin durch das große Tor spazieren
– aber dafür ist es ja auch nicht gedacht.
Im Gegensatz zu den winzigen Fenstern haben Bauernhöfe
riesige Tore. Die sind nicht so eng wie ein Nadelöhr – nein, da käme locker ein
Kamel durch! Sie müssen so groß sein, weil die hochbeladenen Heu- und
Strohwagen hineinfahren sollen.
Ein Bauernhof war früher vor allem ein riesiger
Lagerschuppen. Von November bis April wächst nichts draußen – kein Gras, kein
Getreide. Deshalb müssen die Bauern für die langen Wintermonate gewaltige
Vorräte anlegen, damit die Tiere, die oft im selben Gebäude wohnen, nicht
hungern.
Bauern sind vorsorgliche Menschen. Man nennt sie manchmal
„konservativ“ – das heißt nicht, dass sie altmodische Kleidung tragen, sondern
dass sie vorsichtig sind und sich nicht von kurzlebigen Moden oder verlockenden
Kaufangeboten verführen lassen. Ein Bauer weiß: Es kann jederzeit schwieriger
werden. Deshalb hält er Vorräte bereit, repariert alles, statt es wegzuwerfen,
und pflegt sorgfältig seine Tiere, Maschinen, die Landschaft und die
Traditionen.
Städter geben oft Geld aus, das sie noch gar nicht haben –
sie borgen es sich. So ist vieles in der modernen Welt entstanden. Der Bauer
macht das anders. Ein Bauernhof strahlt
Geborgenheit aus. Kein Unwetter und keine noch so schnelle Zeit kann ihm das
nehmen.
Don José
| Titel | Der Bauernhof |
| Autor | Theresia Bauer |
| Im Alter von | 12 jahren |
| Jahr | 10-03-1933 |
| Land | Österreich |





























Vienna Time
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